Seit 2019 ist Jörn Nowak Sportdirektor bei Rot-Weiss Essen. In seiner dritten Saison schaffte RWE den ersehnten Aufstieg in die 3. Liga. Es war ein steiniger, aber erfolgreicher Weg – nun sind die Essener wieder im bezahlten Profifußball angekommen. 14 Jahre mussten die Fans auf diesen Moment warten.
Mit einem Heimspiel gegen die SV Elversberg (23. Juli, 14 Uhr), Meister der Regionalliga Südwest, startet Rot-Weiss Essen am Samstag in die neue Drittliga-Saison. Vor dem Auftakt hat sich Jörn Nowak (36) Zeit für ein großes RevierSport-Interview genommen. Essens Sportdirektor spricht über Elversberg, die Euphorie im Verein, weitere mögliche Abgänge und die Kaderplanung für die aktuelle Saison:
Ich wünsche mir, dass unser Umfeld die Euphorie lange aufrechterhält und der Mannschaft auch bei möglichen Rückschlägen Vertrauen schenkt. Das sollte sie sich erarbeitet haben.
Essens Sportdirektor über seinen Wunsch.
Jörn Nowak, nur noch wenige Tage bis zum Saisonstart gegen den Mit-Aufsteiger SV Elversberg. Was überwiegt: die Vorfreude oder die Anspannung?
Es überwiegt ganz klar die Vorfreude. Wir haben uns lange nach der 3. Liga gesehnt und jetzt ist es endlich soweit. Und dann noch zu Hause an der Hafenstraße. Das wird ein tolles Ereignis.
Die Hafenstraße wird voll sein. Denken Sie, dass diese Kulisse der Mannschaft noch einmal den entscheidenden Push geben kann?
Absolut. Am letzten Spieltag der abgelaufenen Saison hat man gesehen, wie viel Energie unsere Zuschauer bei unserer Mannschaft freisetzen kann, wenn sie über 90 Minuten bedingungslos anfeuern.
Elversberg hat gute Ergebnisse in der Vorbereitung erzielt und blieb ungeschlagen. Was erwarten Sie für einen Gegner?
Beide Mannschaften haben eine starke Regionalligasaison gespielt und sich nur punktuell verstärkt. Elversberg wird uns kämpferisch alles abverlangen, aber ich bin sicher, dass wir stark genug sind, um dagegen zu halten und immer wieder spielerische Impulse setzen zu können.
Über 8300 Mitglieder, fast 10.000 Dauerkarten verkauft - Rot-Weiss Essen stellt gerade einen Vereinsrekord nach dem anderen auf. Die Euphorie ist in der ganzen Stadt spürbar. Hand aufs Herz: Was ist aus Sicht des Sportdirektors in dieser Saison drin für RWE?
Es ist der pure Wahnsinn, was gerade um den Verein herum passiert. Umso wichtiger ist es, dass wir fokussiert und akribisch weiterarbeiten. Dann bin ich überzeugt, dass wir eine gute Saison spielen können. Ich wünsche mir, dass unser Umfeld die Euphorie lange aufrechterhält und der Mannschaft auch bei möglichen Rückschlägen Vertrauen schenkt. Das sollte sie sich erarbeitet haben.
Aktuell ist der Kader sehr groß. Es gibt mehrere Streichkandidaten, die bereits kommuniziert wurden. Gibt es nach der Vorbereitung noch weitere Spieler, die den Verein verlassen können/sollen?
Ich gehe fest davon aus, dass uns bis zum Transferschluss noch ein paar Spieler verlassen werden. Christoph Dabrowski kommuniziert sehr transparent gegenüber den Spielern, sodass jeder seine eigene Situation einschätzen kann. Jeder Spieler muss für sich bewerten, ob er vielleicht bei einem anderen Verein eine wichtigere Rolle als bei uns einnehmen könnte.
Welche Kaderanzahl wäre für Sie optimal?
Ich möchte das nicht an einer konkreten Zahl festmachen. Mit Michel Niemeyer haben wir einen Langzeitverletzten und mit Kevin Holzweiler einen Rekonvaleszenten, die beide bis zur hundertprozentigen Leistungsfähigkeit sicher noch etwas Zeit benötigen werden. Grundsätzlich glaube ich, dass wir aufgrund der höheren Intensität in der 3. Liga einen etwas größeren Kader als in der Regionalliga brauchen werden. Klar ist aber auch, dass sich jeder Spieler einhundertprozentig mit seiner Rolle in unserem Kader identifizieren muss. Das war letztes Jahr ein Schlüssel für unseren Erfolg.
Auch wenn diese Frage vermutlich nervt: Ist in der Hinrunde noch mit einem Einsatz von Michel Niemeyer zu rechnen? Wie sieht bei ihm der Stand aus?
Hier gibt es nichts Neues zu vermelden. Michel befindet sich nach seinem kleinen operativen Eingriff im Aufbautraining. Wir glauben fest daran, dass er trotz der langen Leidenszeit wieder zu alter Leistungsfähigkeit finden wird. Von uns bekommt er die nötige Zeit und Geduld dafür.
In der letzten Saison wurde häufig kommuniziert, dass die Kaderplanung in der 3. Liga deutlich einfacher sein würde als in der Regionalliga. Können Sie diese Aussage jetzt bestätigen?
Der Marktzugriff hat sich verändert, die Aufgabe bleibt jedoch die gleiche. Wir müssen Spieler finden, die zur Philosophie des Vereins und zur Spielidee des Trainers und darüber hinaus charakterlich in unsere Mannschaft passen.
War es für Sie von Beginn an klar, dass man auch in der 3. Liga größtenteils auf die Aufstiegshelden setzen wird oder war auch ein größerer Umbruch ein Thema?
Uns war klar und es war auch der Plan, der Aufstiegsmannschaft unser Vertrauen zu schenken. Deshalb hatten wir die meisten unserer Spieler auch mit Verträgen für die 3. Liga ausgestattet. Ich bin sicher, dass unsere Spieler unser Vertrauen mit Leistung zurückzahlen werden.
Was muss bis zum Ende der Spielzeit passieren, damit Sie sagen: Es war eine erfolgreiche Saison?
Das Ende der Saison liegt mir zu weit in der Zukunft. Wir wollen jetzt erstmal erfolgreich starten und schnell möglichst viele Punkte sammeln. Dann können wir uns zu gegebener Zeit nochmal mit dem Thema Saisonziel beschäftigen.